Der Wecker klingelt. Quälend langsam krieche ich nach den zwei Wochen Osterferien inklusive Skiurlaub und Korrekturen von drei Klassenarbeiten aus dem Bett. Warum noch gleich habe ich ZWEI Korrekturfächer studiert? Da muss ich wohl bei der Bewerbung an Unis etwas unter geistiger Umnachtung gelitten haben… aber nun gut, dies kann ich nun auch nicht mehr ändern. Ich spüre am ganzen Körper die Müdigkeit und sehne mich noch ein kleinwenig in meinen Skiurlaub zurück als ich mit Entsetzen feststelle, dass mein Wecker nun zum zweiten Mal seinen schrillen Ton von sich gibt. Okay, nun aber raus aus dem Bett. Nach der Katzenwäsche, dem flotten Anziehen und einer schnellen Frühstückszubereitung geht’s auch schon wieder auf die erste der drei Autobahnen. Schon am frühen Morgen drängt sich der Verkehr- immer mit einem Auge auf die Uhrzeit gerichtet, versuche ich alle Tricks auszunutzen, um etwas Schneller voranzukommen. Dieses verflixte Ballungsgebiet…wenn ich doch nur nicht nochmal eingenickt wäre…
Im Lehrerzimmer angekommen steigt einem direkt der starke Kaffeegeruch in die Nase und die ersten müden KollegInnen kommen mir entgegen und im Schnelldurchlauf wird sich über die Ferien unterhalten als es ganz plötzlich und wieder viel zu früh klingelt. Es bricht eine gewisse Hektik aus und wir laufen wie ein wilder Ameisenhaufen alle in unterschiedliche Richtungen. Ganz ehrlich, hiervon hätte ich gerne mal eine Luftaufnahme…
Auf meine Klasse habe ich mich trotz meiner Müdigkeit wirklich gefreut. „Guten Morgen Frau Lehrerin, wie waren Ihre Ferien? War meine Deutscharbeit gut?“ Ich lächle. „Guten Morgen zusammen. Ich hoffe ihr hattet schöne Ferien und habt bereits ein wenig für eure Abschlussarbeiten gelernt. Ihr wisst in einer Woche geht es los!“ Auf einmal wird es unruhig. „Wie in einer Woche schon?“ „Frau Lehrerin, wie laufen die Abschlussprüfungen ab?“ Ich seufze ganz heimlich in mich hinein. „Leeeeuuute, das besprechen wir nun schon seit zwei Monaten. Wer kann nochmal sagen, was hier nächste Woche passieren wird?“ Meine Klasse guckt mich an als hätte ich gerade gefragt, wer das Buch die Verwandlung von Kafka auswendig aufsagen kann. Nun gut, zum gefühlt 10000 Mal erkläre ich, wie die Abschlussprüfungen ablaufen und kann erst dann mit der Rückgabe der Deutscharbeiten beginnen. „Aber Frau Lehrerin, meine Punkte stimmen nicht! Ich bin zwei Noten besser.“ Ich flitze hinüber zähle nochmal nach und schnell wird klar, dass die Zwischenpunktzahl von dem Schüler einfach nochmal dazu gerechnet wurde. Was folgt ist ein enttäuschtes Gesicht, nun doch nicht die bessere Note bekommen zu haben. „Frau Lehrerin, kann ich im Abschlusszeugnis noch eine 1 schaffen?“, fragt mich dann ausgerechnet der Schüler, dem ich gerade die fünf in Deutsch zurückgegeben habe. Ich werfe nochmal den Überblick an, wie sich die Vornote mit der Abschlussnote zusammensetzt. Nun war es das endgültig mit meinem geplanten Unterricht. Gefühlt möchte nun jeder Schüler einzeln vorgerechnet bekommen, welche Endnote er hätte, wenn er eine gaaaaanz fantastische Abschlussprüfung schreiben würde.
Eine Woche später war es nun so weit. Meine Klasse kam mit riesigen Essenspaketen zur Prüfung, als würde diese über mehrere Monate andauern, aber ein funktionierender Stift war bei einigen Fehlanzeige. Naja, wer braucht in einer Deutschprüfung schon Stifte, wenn man Chips und Schokolade haben kann? Die Klasse war supernervös und ich versuchte sie mit meiner Ausstrahlung zu beruhigen. Aber als ich die Überschrift des Themas las, dachte ich nur, wer hat sich bitte ausgedacht, dass 15/16-jährige SchülerInnen sich für den Duden interessieren? Ich glaube über die Hälfte meiner Klasse hat bis dato niemals einen verwendet und viele wussten gar nicht, dass dieser existiert.
Nun heißt es Abwarten, Daumen drücken und erstmal durchatmen. Mein nächster Blogeintrag berichtet schon bald, wie es mit meiner Klasse weiterging.